Musikverein Ettal

Der Musikverein Ettal ist am 26. Juni 1926 durch 18 Ettaler Bürger gegründet worden. Eine Musikkapelle gab es aber in Ettal schon viel länger, so wurde bereits 1846 für die 12 Musiker bei der zweitägigen Firmung von der Gemeinde für Bier und Brot gezahlt. Auch in den Folgejahren sind immer wieder Zahlungen an die Musikanten in den Gemeinderechnungen zu finden. Musiziert wurde im Auftrag der Gemeinde bei der Fronleichnamsprozession, beim Geburtstag des Königs und bei sonstigen Festen, wie beim Siegesfest 1871, bei den Empfängen des Prinzregenten Luitpold, der ab 1887 jedes Jahr im August in Linderhof zur Jagd weilte.

Das erste Bilddokument, das die Ettaler Musikkapelle mit neun Musikanten zeigt, stammt aus dem Jahr 1895. Einer der darauf abgebildeten Musikanten ist Johann Heigl (1869-1948), von dem man weiß, dass er bereits vor 1900 die Leitung der Musikkapelle übernahm. Und bereits zu dieser Zeit kamen die Ettaler Musikanten bis nach Garmisch und Eschenlohe, um dort bei Tanzveranstaltungen und Hochzeiten aufzuspielen.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist es Brauch in Ettal, dass von der Musikkapelle am Sylvesterabend mit einem drehbaren Stern durchs Dorf gezogen wird. Bei diesem Zug von Haus zu Haus wird das "Ettaler Sternlied" gesungen. Geschrieben und komponiert wurde das Sternlied vom Ettaler Schulmeister Cyriakus Geisler. Eine Unterbrechung fand diese Tradition nur in den Jahren von 1900 bis 1920, seitdem wird sie bis heute fortgeführt.

1925 übernahm Eduard Heigl (1897-1987) von seinem Vater den Dirigentenstab. Er hielt auch während des 2. Weltkriegs die Musikkapelle zusammen, auch wenn in diesen schwierigen Zeiten am Schluss kaum noch ein Musikant am Ort war. Sofort nach Kriegsende begann Eduard Heigl mit dem Wiederaufbau, bildete junge Leute aus und erweckte mit Ehrgeiz das musikalische Leben in Ettal neu. 1953 hatte die Musikkapelle 18 Mitglieder, die damals schon musikalisch und gesellschaftlich recht aktiv waren. Ständchen, Heimatabende, die musikalische Begleitung von kirchlichen Messen, Hochzeiten und Beerdigungen, Standkonzerte, das Sternsingen an Silvester, die Beteiligung an Festen gehörten schon zu jener Zeit zum festen Programm der Kapelle.

Aus Altersgründen gab Eduard Heigl 1974 die Leitung der Musik ab. Rudolf Steffl hatte sich schon länger um die Heranbildung der Jugend bemüht, er übernahm 1975 den Dirigentenstab und so ging es dann mit jungen Musikanten stetig bergauf. Die Musikkapelle war bei allen gesellschaftlichen Ereignissen im Dorf dabei. Ganz ohne Aufhebens waren inzwischen auch zwei Damen in die bisher männliche Domäne der Blasmusiker eingetreten. Diese beiden Klarinettistinnen marschierten beim Garmischer Jubiläumsfestzug mit, was dem Garmisch-Partenkirchener Tagblatt seinerzeit schon eine besondere Erwähnung wert war.

Nach dem plötzlichen Tod von Rudolf Steffl 1983 mit nur 53 Jahren war es wochenlang recht still beim Musikverein, dann übernahmen bis in die heutige Zeit Berufsmusiker des Musikkorps der 1. Gebirgsdivision die musikalische Leitung der Musikkapelle. Dies führte zur kontinuierlichen Aufbauarbeit, besonders beim Nachwuchs. Seit dieser Zeit zeigt die Musikkapelle regelmäßig bei Weihnachtskonzerten oder Standkonzerten eine äußerst vielseitige Musikpalette mit einem sehr hohen Qualitätsstandard. Aber auch die örtlichen Feierlichkeiten, wie die Fronleichnamsprozession oder Jahrtage und das Graswanger Almfest werden durch die Musikkapelle musikalisch bereichert.